Knorpelersatzverfahren

Historie:

Seit den 1980er Jahren bemühen sich Orthopäden und Forscher zunehmend um die Verbesserung der Behandlungsoptionen zur Rekonstruktion von Gelenkknorpelschäden.Pionieren wie z.B. Prof. M. Brittberg gelangen die ersten erfolgreichen Knorpelersatzoperationen Mitte der 80er Jahre.

Dank dieser Forscher verfügen wir heute über ein abgestuftes Vorgehen zur Behandlung von Knorpelschäden in den menschlichen Gelenken.

Im Jahre 1997 wurde die ICRS (International Cartilage Regeneration & Joint Preservation Society = www.cartilage.org) in der Schweiz gegründet.

Heute sind Ärzte und Forscher aus 66 Nationen eng miteinander verbunden und verbessern kontinuierlich das aktuellen Wissens und die Sicherung der Behandlungsqualität.

Wozu ist der Knorpel in unseren Gelenken gut?

Der Gelenkknorpel ermöglicht ein widerstandsarmes Gleiten der Gelenkpartner miteinander.

Dieser sogenannten Hyaline Knorpel besteht aus einem mehrschichtigen Aufbau. Im Hyalinen Knorpel gibt es 2% an festen Knorpelzellen (Chondrocyten) und 98% an extrazellulärer Matrix. Dieses faserverstärkte Komposit besteht wiederrum aus 70 – 80% Wasser.

Ist der Knorpel gesund, kann er rund das 7 fache Körpergewicht an Belastungen tragen und die Gelenkflächen reibungsarm gegeneinander gleiten lassen.

Wie entstehen Knorpelschäden?

Wir unterscheiden grundsätzlich traumatische (unfallbedingte) von degenerativen (verschleissbedingte) oder durch Erkrankungen ausgelöste Schädigungen.

  1. Traumatische Knorpelschäden entstehen zumeist durch akute Ereignisse im Sinne von Verletzungen beim Sport, der Arbeit, Verkehrsunfällen usw.

Entspricht das Ereignis des Kriterien des Unfalles, dann greift hier das Unfall Versicherungsgesetz (UVG)

  1. Degenerative Knorpelschäden entwickeln sich krankhaft im Laufe der Jahre im Sinne eines langsam fortschreitenden Prozesses.

Am Ende steht dann oft die klassische Arthrose.

  1. Weitere Erkrankungen können aber auch im Laufe des Wachstumes entstehen oder Folgen von anderen Erkrankungen (Komorbiditäten) sein.

Bei diesen beiden Formen greift in aller Regel das Kranken Versicherungsgesetz (KVG)

Welche Behandlungsoptionen habe ich?

Dies ist von der Grösse des Defektes, der Tiefe, der Umgebung, den Begleitverletzungen, der Ausrichtung der Beinachse, der Ursache sowie dem Alter des Patienten und weiteren Kriterien abhängig.

Im Rahmen der Abklärungen im Vorfeld bieten wir eine individuelle Beratung und geben unter den vielen Optionen eine massgeschneiderte Therapiempfehlung ab.

Wir unterscheiden konservative und den operative Behandlungen.

Hier einige operative Beispiele:

  1. Kleine Schädigungen mit Durchmesser 1-2 cm2.

Bei stabilen Rändern setzen wir gerne die klassische Micofracturierung, teilweise kombiniert mit einer Membrane ein.
Dies kann je nach Lokalisation häufig arthroskopisch erfolgen.

Heute eher selten geworden sind die sogenannten Zylindertransfer Operationen (z.b. OATS).

  1. Bei mittleren Ausdehnungen setzen wir je nach Lage des Defektes sogenannte Matrix assoziierte Verfahren ein. Dabei werden membranartige Gewebe über dem Defekt aufgebracht. Teilweise arbeiten wir auch mit flüssigen Formen.

Hier verfügen wir zur Zeit über 4 verschiedene Applikationsarten. Die bekannteste Technik dürfte sicherlich die sogenannte AMIC Technik sein. Bei korrekter Indikationsstellung mit langfristig guten Ergebnissen.

  1. Grossflächige Defekte über 2cm2 können für eine Autologe Chondrocyten Transplantationen (ACT) in Frage kommen.

Dies Verfahren ist komplex und benötigt eine spezialisierte Beratung.

Die Anwendung unterliegt strengen Kriterien (z.B. Altersgrenzen) der sogenannten Medizinal Tarife Kommission (MTK). Eine Kostengutsprache erfolgt nach Prüfung im Einzelfall sowohl im UVG, als auch im KVG.

  1. Kombinationen mit anderen Eingriffen werden z.B. im Rahmen von Achskorrekturen, Stabilisationen der Kniescheibe oder Kreuzbandoperationen durchgeführt.

Beispiele für konservative Behandlungen:

  1. Knorpelunterstützung via Medikamente.
  2. Knorpelunterstützung via Nahrungsergänzungen.
  3. Infiltrationen:
    Hier finden Hyaluronspritzen oder Autologes Conditioniertes Plasma Anwendung.

Diese Infiltrationen sind jedoch keine Kassenleistung und müssen vom Patienten selbst bezahlt werden.

  1. Externe physikalische Massnahmen:
    Dazu gehören Schuhzurichtungen, Einlagen zur Entlastung z.b. am Knie, Tragen von Orthesen
  2. Physiotherapie und Krafttraining siehe auch GLAD.

Eine Vielzahl an seriösen Studien zeigen durchaus gute Erfolge bei konservativem Ansatz.

Was muss ich zur Nachbehandlung wissen?

Die Knorpelzelle ist die langsamste sich reproduzierende Zelle.

Eine Nachbehandlung kann bis zu 2 Jahre andauern. Es braucht also Geduld.

Je nach Art der Behandlung, Lokalisation des Defektes und Kombinationseingriffen erhält jeder Patient ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes und vom allgemeinen Schema abgeleitetes Rehabilitationsprogramm.

Selbstverständlich ist es unser Anliegen, dass diese Vorgaben auch eingehalten werden.

Was kann ich persönlich zur Vorbereitung einer möglichst erfolgreichen Behandlung tun?

  • Lassen Sie sich in Ruhe beraten.
  • Stimmen Sie Ihr soziales Umfeld und den Arbeitsplatz rechtzeitig ab.
  • Besprechen Sie mit dem Behandler bereits im Vorfeld wo und wie die Rehabilitation geplant werden kann und wieviel Zeitaufwand dies bedeutet.
  • Lassen Sie sich auch über Massnahmen wir Ernährung und Nahrungsergänzung beraten.
  • Studieren Sie auch die von uns nachfolgend empfohlenen Broschüren und Internet Seiten:

ICRS Broschüre

AMIC Broschüre